6/22/2007

Im Sueden wirds kaelter!

Hi,

um im Gegenpol zu Europa zu bleiben, teste ich mal fuer euch den Winter in Australien aus. Das ihr mir das nicht zu gering einschaetzt - hier ist es frostig kalt!! Perth hatte letztes Jahr immerin nen Rekord-Winter mit der einzigen Messung unter dem Gefrierpunkt - knackige -0,7Grad. Deshalb gehts demnaechst nach Norden, wo momentan 25-30 Grad herrschen. Australien hat eben immer einen Ort zu bieten an dem es richtig temperiert ist!

Bevor es aber los geht gings mit James nach Sueden. Fuer ihn, wie viele die gerade nach Australien gekommen sind waren die Temperaturen angenehm. Nach ner Expedition zum Mount Everest Basislager wuerde es mir vielleicht auch so gehen. Erste Aufgabe bestand darin nen farbaren Untersatz zu besorgen - nur fuer ne Woche, da er schon ne Mitfahrgelgenheit nach Norden organisert hatte. Also kam nur mieten in Frage. Die superbilligen Backpackercars sind natuerlich alte Autos, was nicht weiter schlimm ist, nur gilt der guenstige Tarif im Stadtzentrum und nur fur 500 km. Damit war es Essig mit 150$ in den Sueden zu kommen, stattdessen kostet das Auto 420$. Dafuer dann ein neues Auto von Avis. Zum Glueck hatte ich am Vortag 4 Bleche Kuchen gebacken, sodass wie immerhin 8 (grosse) Stuecken noch mitnehmen konnten - keine Reise ohne Kuchen.
Dafuer mussten wir auf meinen alten Mp3-Player verzichten, der die Woche zuvor am offenen Herzen operiert, schliesslich nur nochmal kurz geroechelt hat und sich nun im Elektronikhimmel befindet - dabei hab ich doch gar nix gross gemacht... Dummerweise bevor ich meine Bilder brennen konnte. Festplatte entfernt, 4
Tage nach Adapter gefahndet und nen Tag vor dem Rechner im Hostel-Buero geopfert brachten mir die meisten wieder zurueck. Fuer nen neuen Player - nen Zen Vision:M entschieden bekommt man zur Antwort: "Naja der Lieferant braucht mind. 4 Wochen..." Ok - danke, wer weiss was dann ist. Dick Smith (sowas wie der australische MediaMax - also kleiner Mediamarkt) hat mir angeboten das Ding in einer Woche zum gleichen Preis zu besorgen - nach 2 Wochen hatte ich ihn dann schliesslich in der Hand.
Auf der Fahrt versorgte uns also James IPod mit FM-Transmitter (man stellt im Radio z.Bsp. 89,1Mhz ein und hoert seinen MP3-Player) mit Musik. Nichts wie weg zum ersten Stopp nach Dunsborough zur Jugendherberge direkt am Strand. Lange Sandstraende grenzen hier an sanfte Huegel mit saftigem gruen.
Ueberall wird Wein angebaut und werden Tiere gezuechtet. Fuer viel mehr war leider keine Zeit als fuer die Gegend um den Leuchturm und den laengsten Holzsteg (1.8km) der ... suedlichen Hemisphaere. Ein gern gewaehlter Zusatz um mit Superlativen glaenzen zu koennen (siehe "grosser Hummer", "grosse Banane", "grosse Gurke"). Leider war nach dem Zyklon und spaeteren Brand ein Grossteil einfach nur betoniert. Was bleibt ist ein Slalom um Angler aller Altersklassen mit traumhaften Ausblick.


Durch Huegel und Waelder gings auf der Touri-Strasse nach Augusta, nicht ohne ne Besichtigung einer der schoenen Hoehlen der Gegend. Hier gibts es dann auch "zerknitterte Tropfsteine". Man vermutet das durch die Kapilarwirkung bei diesen die Gravitation aufgehoben wurde und sie so in alle Richtungen wachsen konnten. Allgemein waechst hier viel. Es ist eine richtig gruene huegelige Gegengend in der die Baume immer groesser werden je weiter man nach Sueden komm. Auf den gruenen Weiden dazwischen wachsen Kuehe ganz praechtig. Sie sind die Basis fuer ein weiteres wichtiges Produkt der Region - Kaese. In der Hoffnung etwas Lab zu bekommen bin ich deshalb nochmal zu ner Kaeserei abgebogen. Ich war wohl doch nicht so ueberzeugend, jedenfalls durfen sie mir kein Lab abgeben, haben das auch nicht gemacht und ich kann nun kein Quark herstellen und werde wohl nie in Australien ne schoene Eierschecke bauen koennen *heul !! Zur Versoehnung hat uns an diesem Abend das "Baywatch Manor Resort" empfangen - die Villa zum Jugendherbergspreis. Diese hat schon einige Auszeichnungen bekommen 1996-2004, danach aber keine mehr, war wohl frueher noch besser? Zur gleichen Zeit kam da ne Japanische Grossfamilie unter - die waren nie zu ubersehen und nicht zu ueberhoeren. Auf nem Abendrundgang durchs "Dorf" (Augusta) wars dann doch so aehnlich wie beim Spaziergang durchs schlafende Neuwuerschnitz, naja ist ja auch nicht soweit weg - ist ja alles auf der Erde.



Lang hielt es uns hier nicht, im suedwestlichsten Zipfel Australiens. Zeit fuer den Blick uber die Oceane gab es noch dann ab zum Wandern. Vorher gings mit dem Auto auf den Waldlehrpfad - hier ist alles etwas grosser, da wird halt der Lehrpfad abgefahren. Passende Infos bekommt man an 8 Station per Radio (100.00MHz) erzaehlt. Wer auch mal in der Gegend um Pemberton ist sollte unbedingt mal ein Auge auf dem Timberline Trail werfen. Tut mir bitte einen Gefallen und hetzt nicht so durch wie wir, sondern versucht euch ein Fahrrad zu besorgen, ne einigermassen gute Karte und geniesst nen schoenen 26km Trip. Fuer uns hiess es noch 200km zum Nachtlager fahren, bis 17:00 muessen wir da sein. Danach wirds dunkel und die huepfende Wildnis kann sonst einem einen schoenen Strich durch die Rechnung machen. Am Abend klopfte der Winter mal heftiger an. Naja im Sueden wirds kaelter, weiss ja jedes Kind. Vielleich auch dadurch schrumpfte unser Auto waehrend der Fahrt. Wahrscheinlicher ist aber, das hier die Baeume groesser wurden. In der "Villa" des YHA war es dann nacht knackig kalt, Heizung gab es nicht, der Kamin waermte nicht und die Waende waren aus Pappe - schoene Gruesse an unsere Laube!! Morgens musste dann als erstes die Waermflasche aus dem Bett geraumte werden, ne sorry anderes war es nicht auszuhalten.



Das folgende Prozedere hatte sich schon in den letzten Tagen eingeschliffen: Obsalat machen, ne Schuessel Porridge (zu deutsch einfach Haferbrei - ja Mom hier ess ich mal sowas), ne Schuessel Mueslie und ein Tee machen einen bereit fuer den Tag. Zumindest war ich damit fit fuer den Aufstieg auf den bicentennial tree (zum 200 Jahrestag von Australien eingeweiht). Von 75m Hoehe hat man nen Ausblick auf ... jede Menge Wald. Dort oben in der Baumkrone ist ne 2t schwere Platform untergebracht. Der Weg nach oben fuehrt nur ueber Stahlnaegel die im Baum stecken, was hochzu deutlich leichter zu "begehen" ist als abwaerts. Im Vergleich dazu ist der Tree Top Walk was fuer Kinder, naehmlich Rollstuhlgerecht, am Hang - man ist lauft dort durch Baumkronen in der laecherliche Hohe von 40m. Wieder untern angekommen gehts am Meer gen Denmark zum weissen Sandstrand mit buckligen Felsen, der elephant bay. Wie auch in den anderen Hostels ist wieder mal nicht viel los, so dass man ganz bequem sich eines der 6 Betten rausuchen kann bevor es in der Kueche losgeht um dann spaeter in kleiner Runde vor dem Kamin Geschichten zu erzaehlen.


Warum wir am naechsten Tag zu Touri-Info gefahren sind, weiss ich ehrlich gesagt nicht. Ich weiss aber eines - es war sinnlos: "Was wandern, nein da hab ich keine Ahnung. Das hab ich noch nie gemacht." Zum Glueck sind die Strassen hier ziehmlich eindeutig. Geht ne geteerte Strasse irgendwo hin, dann ist da auch was. Ist die Himmelsrichtung einigermassen klar, kann man es nicht gross verfehlen. Trotzt Regenvorhersage gings 100 km nach Norden in die Stirling Ranges. Der Hoechste Berg hier (1095m) ist der hoechste in WA und in 1:15h zu besteigen (600 Hoehenmeter), man kann sich aber auch 2h Zeit lassen. Entschaedigt wird man mit nem beeindruckenden Blick uber 100te Kilometer in alle Himmelsrichtungen. Da ist nix weiter ausser ein paar weitere, weitaus kleinere Gipfel der Ranges. In der Ferne winkt das Meer, Albany auf der anderen Seite eine Ebene so weit das Auge reicht. Scheint als waere es beim "Bau" dieser Landschaft der einzige Kontrollpunkt gewesen, um auch ja jeden noch so kleinen Huegel einzuebenen.


Mit einsaetzender Daemmerung war gerade noch Zeit fuer den Aussichtsturm von Albany um rechzeitig zum Free-BBQ (Barbi, Barbeque oder einfach deutsch Grillen) zurueck zu sein. Da war doch bestimmt noch was los heute Abend - oder? Da sah ich den Zettel von hiesigen Film-Club. Das einmal monatliche Treffen fiehl gerad auf diesen Mittwoch und beginnt in 30 min. Logo nix wie hin, leider ist es ein deutscher Film. Tom Tykmers "Winterschlaefer" begeistert mich. Nur die Uebersetzung ist bissle holperig. Dafuer entschaedigt die Umgebung und vor allem die Technick. Der Film wird von ner 60mm Rolle gezeigt, so richtig mit ratterndem Projektor, machmal nen fehlenden oder schiefen Bild und knisterndem Ton - einfach geil. Spaeter erzaehlen mir Mitglieder dieses Vereins, wie schwer es ist solche Filme zu organisieren. Dazu mussten sich 5 Club in WA zusammenfinden um sich die Kopien aus Canberra leisten zu koennen. Deshalb gibt es nur eine Vorfuehrung pro Monat. Auf meine Idee nen Beamer zu verwenden reagiert man zureuckhaltend. Ich meine ja auch nur zwischendrin, bis mal wieder ne neue Rolle kommt. Naja die Uni von Albany haette wohl einen, erzaehlt man weiter, moechte den einen aber nicht verleihen ... Irgendwie komme ich mir gerade nicht vor wie einer, der mit nen Filmclub spricht in dem hauptsaechlich die arbeitende Bevoelkerung und Rentner vertreten sind. Fast bin ich geneigt zu sagen, dann leg doch zusammen und kauft halt einen, verkneife mir den Klugscheisser und ziehe mich nach einem guten Film in meine Koje zurueck.


Vor der Rueckfahrt am naechsten Morgen gehts nochmal kurz auf die Halbinsel zur Walstation. Wo frueher Wale zerlegt worden sind zeugt heut ein Museum vom Wandel zum Tourismus. Bis 1978 wurden hier bis zu 17 Wale taeglich verarbeitet. Was man bisher nicht wusste bekommt man hier haarklein erzaehlt. So auch das geschossene Wahle mit Luft aufgepumpt, nen Sender versehen weiter auf See treiben um spaeter am Abend eingesammelt zu werden. Zu ner kleinen Platform geschleppt machen sich dann meist Haie ueber die Kadaver her bevor diese an Land gezoegen werden. Dort wird das ganze Tier in Handarbeit zerlegt und zersaegt um schliesslich im 3h Ueberdrucktopf zu kochen. Nach der ganzen Prozedur bleibt von dem 60t (mehr 40t Wasseranteil) Tier immerhin etwa 10t Fett ueber, das in Tanks gelagert auf den Transport noch England gewartet hat. Auf uns wartete dann ein kleiner Ritt von 500 km nach Freo um unsere 1700km Tour absuschliessen. Dort angekommen fuehlen wir uns bestaetigt, die weiteren 1000km "Umweg" nach Esperance gespart zu haben war ne richtige Entscheidung, selbst bei Benzinpreisen um 1.20$ pro Liter. Denn im Osten von WA (Western Australia) ist im Moment nicht wirklich viel los. Im Norden dagegen sinds 30 Grad - damit ist die Richtung klar.

denkt beim naechsten Hungry Jacks (Buerger King a.d.R.)-Eis mal an mich (ist das Backpacker-Eis fuer 40 AUD-Cent also nicht mal 30 EUR-Cent) und haltet die Ohren steif - ich meld mich gleich wieder, es gibt ja noch so viel zu erzaehlen...